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Konstruktiver Dialog zur Förderung der Aus- und Leichtbauweisen in der Architekturausbildung
Mit dem Hochschultag am 11. und 12. Oktober 2017 fand das 5. Netzwerktreffen der Hochschulinitiative „Moderner Aus- und Leichtbau“ an der TU Darmstadt statt. Als Gastgeber fungierte der Lehrstuhl für Tragwerksentwicklung & Bauphysik unter der Führung von Professor Karsten Tichelmann am Fachbereich Architektur, der sich seit langem für die Verankerung der Thematik in der Hochschulausbildung einsetzt.
Erneut nutzten viele Vertreter der beteiligten Hochschulen ebenso wie die Mitglieder aus Handwerk, Industrie und den Verbänden die Veranstaltung als Forum, sich konstruktiv über die Integration des Trocken-, Aus- und Leichtbaus in die Ausbildung von Architekten und Bauingenieuren auszutauschen. Neben der TU Darmstadt engagieren sich mittlerweile eine Reihe anderer renommierter deutscher Hochschulen wie beispielsweise die TU München oder die Bauhaus-Universität Weimar im Netzwerk der Initiative.
Sie nutzen die Angebote der Hochschulinitiative von den Lehrinhalten, die als „Wissenmodule“ online kostenlos für die Lehre zur Verfügung gestellt werden, über Projektunterstützung, die die Initiative Hochschulen nach Absprache ermöglicht.
Zur Akzeptanz der seit einem Jahr verfügbaren „Wissensmodule“ zog die Initiative eine positive Bilanz, wie deren Koordinatorin Doris Pfeffermann erläuterte: „An verschiedenen Fakultäten sind die Wissensmodule bereits im Einsatz. Das Feed-Back der Professoren ist eindeutig positiv: Die verschiedenen Lehrinhalte, wie zum Beispiel Wand- oder Deckenkonstruktionen, der Schall- oder Brandschutz, Gestaltung oder das Modul zu tragenden Leichtbauweisen werden als inhaltlich sehr fundiert und neutral beurteilt. So bieten die Module wertvolles Wissen auf Basis der jeweils aktuellen Normanforderungen.“
Doch die Bauweise ermöglicht mehr als effizientes und technisch hochwertiges Bauen. Daher stand das Thema „Leichtbau und Baukultur“ im Fokus der diesjährigen Veranstaltung. So widmeten sich die Impulsvorträge des Hochschultages, der wie im Vorjahr von Dr. Thomas Welter, Bund Deutscher Architekten BDA, moderiert wurde, der Einordnung und Bewertung der Bauweise unter baukulturellen Aspekten. Als Einstimmung hob Reiner Nagel (Architekt BDA), Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, hervor, dass „nicht eine Bauweise als solche interessant ist, sondern immer das, was im konkreten Einzelfall daraus entsteht. Insofern ermöglicht der Aus- und Leichtbau heute zahlreiche interessante Ansätze – zum Beispiel im Bereich des Modularen Bauens.“
In seinem Vortrag „Die unsichtbare Verantwortung: Materialität in der Gestaltungslehre“ zeigte Markus Pretnar, Professor für Innenraumentwurf und Farblehre in Mainz auf, dass „Leichtbaukonstruktionen in der modernen Architektur völlig andere gestalterische Ansätze erlauben“. Eine zentrale Aussage, die die Entwicklungsmöglichkeiten der Bauweise unterstreicht. Dr. Frank Heinlein, Werner Sobek Group GmbH, betonte in seinem Vortrag über „Ästhetik und Ressourceneffizienz – Theorie vs. Praxis”, die Notwendigkeit der engen Kooperation zwischen Planern, Ausführenden sowie Herstellern beim Einsatz innovativer Materialen und Bauweisen. Dieser Appell zeigte nochmals auf, wie wichtig das Anliegen der Hochschulinitiative „Moderner Aus- und Leichtbau“ ist, das Wissen um die modernen Bauweisen bei künftigen Planern zu vertiefen und sie so zu diesem Dialog zu befähigen.
Weitere Informationen zur Hochschulinitiative „Moderner Aus- und Leichtbau“: http://www.hochschultag.com
Stimmen zur Initiative und zur Veranstaltung
„In der Architekturausbildung bestehen vielerorts Defizite in den Bereichen technisch-konstruktiver und ökonomischer Kompetenz, da in der Lehre eine Fokussierung auf den Entwurf dominiert. Ebenso fallen die Leistungsphasen Ausschreibung und Vergabe sowie die Ausführungsplanung dürftig oder ganz aus. Hier sehe ich einen der großen Vorzüge und Chancen der Hochschulinitiative: Sie stellt für die ebenfalls an vielen Universitäten unterrepräsentierten modernen Aus- und Leichtbauweisen den nötigen Bezug zur Praxis her. Ebenso gelingt es den Wissensmodulen, an vielen Stellen die Funktionalitäten mit dem Entwurf zu verknüpfen und konkrete Umsetzungen aufzeigen. Davon abgesehen halte ich es für immens wichtig, für Architekten auch nach dem Studium eine kontinuierliche Weiterqualifizierung zu ermöglichen und diese auch sicher zu stellen.“
Professor Karsten Tichelmann – Fachbereich Architektur – Technische Universität Darmstadt
“Die Hochschulinitiative mit ihrem innovativen Ansatz sollte Vorbild für andere Branchen sein: Statt Architekten bzw. Planungsbüros mit werbenden Botschaften zu überhäufen, könnten Hersteller und Verbände anderer Branchen nach ihrem Vorbild gemeinsam wichtiges Wissen bündeln und sowohl der Lehre, als auch den Architekturbüros werbefrei zur Verfügung stellen. Diese Konzentration auf die reine Wissens- und Kompetenzvermittlung könnte ein wesentlicher Beitrag zu höherer Qualität in Planung und Ausführung sein. Das Fernziel wäre ein produkt- und herstellerneutrales Informationsportal zu allen relevanten Bauprodukten.”
Dr. Thomas Welter – Bund Deutscher Architekten BDA
„Der permanente Erfahrungsaustausch zwischen Hochschule und Praxis ebenso wie zwischen Planern und Herstellern sowie ausführenden Firmen ist zentrale Voraussetzung für eine Weiterentwicklung unserer gebauten Umwelt. Der Hochschultag in Darmstadt hat einen wichtigen Beitrag hierzu geleistet.“
Dr. Frank Heinlein – Werner Sobek Group GmbH
Bildquelle: Hochschulinitiative Moderner Aus-und Leichtbau / Oskar Gerspach