Wenn es um Digitalisierung geht, kommt man sich manchmal ein wenig vor wie bei Noah und seiner Arche. Sintflutartig überschwemmt die Digitalisierung die Unternehmenslandschaft und…

Unlängst konnte man in der Berliner Tagespresse lesen, dass das Chaos auf den Berliner Straßenbaustellen zu Staus, Unfällen und viel Unfrieden führt. Das müsse endlich beendet werden, schimpften Bürger und Politiker in seltener Harmonie.
Auch der BIG setzt sich dafür ein, dass auf den Baustellen alles seine Ordnung hat. Der Punkt der klaren und vollständigen Baustellendokumentation wird unter anderem im Rahmen der Fremdüberwachung der RAL Gütegemeinschaft Trockenbau und ebenso im BIG Quality Award abgefragt und bewertet. Ordnung lohnt sich also.
„Lerne Ordnung, liebe sie. Sie erspart dir Zeit und Müh“, sagt schließlich ein deutsches Sprichwort. Und wenn wir mal ehrlich sind, dann werden wir doch von Kindheit an auf Ordnung getrimmt. Unordnung ist uns suspekt. Menschen mit unaufgeräumten Schreibtischen oder gar Wohnungen gelten als unorganisiert, wenn nicht sogar als unfähig. Und wenn wir unverhofft Besuch bekommen und unsere vier Wände gleichen einem Chaos, sind wir peinlich berührt. Unordnung hat ein schlechtes Image und so kämpfen wir tagtäglich mit viel Aufwand dagegen an. Zu Recht?
Nein, wie die Wissenschaft herausgefunden hat. Chaos macht kreativ und führt zu Innovation und künstlerischen Hochleistungen, wie man am Beispiel von Picasso sehen kann. Der war bekanntermaßen alles andere als ordentlich. Wer also in einem Raum arbeitet, in dem Bücher und Papiere wild durcheinander fliegen, ist kreativer und neuen Ideen gegenüber aufgeschlossener, als der, der im „clean office“ arbeitet. Der Grund scheint einfach: Im Chaos prallen Gedanken, Gegenstände, Ideen und Informationen aus ganz unterschiedlichen Bereichen aufeinander, ziehen sich an, stoßen sich ab und lassen letztendlich etwas Neues entstehen (Vgl. Psychologie heute 02/2017 „Schon in Ordnung“).
Zudem scheint es so, dass wir in unserem eigenen Chaos Halt finden. Die liegen gelassenen Papiere; Stifte, Zettelchen oder To Do Listen von gestern erinnern uns morgen daran, was wir noch erledigen wollten. Aufräumexperten raten übrigens dazu, lieber zu stapeln als zu sortieren. Zwar müsse man dann teilweise länger suchen, man spare jedoch sehr viel mehr Zeit, die das Einsortieren von Gegenständen und Dokumenten verbrauche. Ab und zu könne man dann den unteren Teil des Stapels einfach wegschmeißen. Im digitalen Zeitalter erreicht man Effizienz entsprechend nicht, in dem man die E-mails sortiert ablegt, sondern bei Bedarf mit einem Suchprogramm aufstöbert.
Ganz radikale Verfechter raten dazu, ab und zu die Unordnung komplett zu beseitigen, indem man einfach alles in den Müll schmeißt oder alle Emails löscht. Was wichtig ist, kommt eh wieder auf einen zu (Vgl. Eric Abrahamson, David Freedmann: Das perfekte Chaos. Warum unordentliche Menschen glücklicher und effizienter sind.)
Ob Sie aus diesen neuen Erkenntnissen auch etwas für Ihre Baustellen lernen können und umsetzen möchten, sollten Sie besser selbst entscheiden. Für Ihren Schreibtisch, möchte ich Ihnen aber noch folgendes Zitat, das Albert Einstein zugeschrieben wird, mit auf den Weg geben: „Wenn ein unordentlicher Schreibtisch einen unordentlichen Geist repräsentiert, was sagt dann ein leerer Schreibtisch über den Menschen aus, der ihn benutzt?“
Ich wünsche Ihnen eine kreative und erfolgreiche Zeit!
Beitrag von: Franziska Plesser
Bildquelle: Sergey Yarochkin